Kirchengeschichte

Wunsiedel ist seit 1568 Dekanatssitz. Man möchte glauben, dass Herz des Dekanats Wunsiedel sei die Stadtkirche St. Veit. Aber ein Blick in den 1. Band „Wunsiedel 1163 – 1560“ von Elisabeth Jäger zeigt, dass die heutige „Stadtkirche St. Veit und St. Martin“ aus der Burgkapelle des Albertus de Wunsidil hervorgegangen ist und als „Filialkirche“ der – in einer Urkunde von 1140 bereits erwähnten – Kirche in Redwitz geführt wurde. Damit ist Redwitz die Urpfarrei des Südteils des späteren Sechsämterlandes.

Die Burgkapelle war wohl das erste Wunsiedler Gotteshaus, das erst im 14. Jahrhundert zur „Pfarrkirche St. Veit und St. Martin“ erweitert wurde. Mehrmals wurde im Laufe der Wunsiedler Geschichte die Stadtkirche ein Raub der Flammen: 1476, 1731 und 1903. Es waren die Bürger, die jedes Mal alles daran setzten, um so schnell wie möglich wieder ein Gotteshaus zu errichten. Ab 1528 vollzog sich die Reformation in Wunsiedel in aller Ruhe und offenbar ganz nach dem Wunsch der Bürger.

Das heutige Aussehen hat die Stadtkirche nach dem Brand von 1731 erhalten und sie wurde im sogenannten Markgrafenstil errichtet. Das Kirchenschiff und der Turm wurden mit Granit verkleidet. Die Kirche mit ihren zweigeschossigen Emporen bietet Platz für rund 750 Gottesdienstbesucher. Anstelle des ehemaligen Kanzelaltars erhielt sie 1883 als Altarbild den „Segnenden Christus“ von Professor Franz Simm, München. Nach dem Kirchenbrand 1903, infolge eines Blitzschlags, wurde sie im wesentlichen nach dem barocken Vorbild wieder hergestellt.

Eine Besonderheit der Stadtkirche ist ihr Kirchturm. Die Wohnung des Türmers, sowie die Kirchenuhr, sind bis heute städtisches Eigentum und in städtischen Rechnungen bereits 1425 erwähnt. Der letzte „Türmer“ und gleichzeitig Stadtmusikus bewohnte mit seiner Familie und mindestens 3 Musikerlehrlingen die Räume auf dem Turm bis zu seinem Tod 1914.

Die Stadtkirche St. Veit bekam 1950 neue Glocken, die alten mussten im 2. Weltkrieg abgeliefert werden. 1954 fand die erste Renovierung nach dem Vorbild des 1739 erbauten Gebäudes statt. 1986/87 stand eine Generalsanierung an.

Ganz in der Nähe von St. Veit erbaute der durch Bergbau und Zinnblechhandel reich gewordene Bürger Sigmund Wann im Rahmen seiner 1451 errichteten Hospitalstiftung die Kirche „St. Maria“. Mit der Einführung der Reformation in Wunsiedel wurde die Hospitalkirche ab 1529 als evangelische Kirche genutzt und ist noch heute ins Gemeindeleben integriert. Eine Besonderheit dieser Kirche, wie auch der Friedhofskirche, sind die Gemälde der Superintendenten und Dekane, die nach ihrem Tod hier einen Ehrenplatz bekommen. Ein Ereignis, das die „Spitalkirche“ in den Mittelpunkt des politischen Lebens stellte, war die Wegnahme dieser durch die damaligen NS-Machthaber im Jahr 1937 und Übertragung auf die „Deutschen Christen“. Am 5. Mai 1945 wurde die Spitalkirche der Kirchengemeinde wieder zurückgegeben.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde an der Egerstraße ein neuer Friedhof errichtet und mit dem Bau einer Gottesackerkirche begonnen. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges verzögerten die Fertigstellung. Am Trinitatisfest 1672 konnte die „Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit“ geweiht werden. Im Altarraum befindet sich ein Kruzifix aus der Zeit um 1500, die Christusfigur trägt nach spätmittelalterlicher Sitte echtes Haar. In der Kirche und auf dem Friedhof findet man denkmalgeschützte, guterhaltene mittelalterliche Grabmale und Epitaphien, deren Inschriften noch heute Auskunft über verstorbene Honoratioren der Stadt geben. 1969/70 wurde die Friedhofskirche generalsaniert. Der Sakralbau aus markgräflicher Zeit ist ein historisches Schmuckstück.

In hohem Ansehen steht auch heute noch die in vorreformatorischer Zeit der Hl. Katharina geweihte „Bergkirche auf dem Katharinenberg“. Sie war eine vielbesuchte Wallfahrtskirche, um 1350 erbaut. Im Lauf der Jahrhunderte verfiel die Kirche, zurückblieb eine eindruckvolle mittlerweile restaurierte Ruine, die in den Sommermonaten von der evangelischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt wird. Aber auch ökumenische und kulturelle Veranstaltungen ziehen viele Besucher an.

1964 konnte auf Initiative und mit Spenden der Bürger die moderne „Martin-Luther-Gedächtniskirche“ in Holenbrunn errichtet und geweiht werden. Das Besondere: Der als Campanile freistehend spitze Glockenturm und das 3 Meter hohe schmiedeeiserne Kreuz des Münchner Künstlers A. Lechner.

2007 entstand auf Initiative des Wunsiedler Zimmermanns Michael Fuchs nördlich der Stadtdie aus Holz gefertigte ökumenische Josefskapelle. Sie befindet sich in der Nähe der ehemalige St. Jobstkapelle, von der der Bergrücken seinen Namen „Kappel“ erhielt.

Das Gemeindeleben

Die evangelische Kirchengemeinde hat derzeit 4.900 Gemeindeglieder in 4 Sprengeln. In den 4 Kirchen wird regelmäßig sonntags Gottesdienst angeboten, in den Sommermonaten findet 14-tägig Gottesdienst im Freien in der Kirchenruine auf dem Katharinenberg statt. Die Gemeinde ist leicht überaltert und weist wachsende Fluktuation auf. Das rege Gemeindeleben wäre ohne die 300 ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht möglich. Ein breites nahezu lückenloses Angebot von Kleinstkindergruppen angefangen, über Jugend- bis hin zu Seniorenkreisen und Behindertenclub sowie ein reichhaltiges und anspruchsvolles kirchenmusikalisches Programm, mit Kinder-, Kirchen-, Posaunen- und Gospelchor, zeichnet die Gemeinde aus. Einen hohen Stellenwert hat die Ökumene, sowie langjährige Partnerschaften zur Bibelschule Mwika in Tansania und mit Eger.

Stellensituation und Mitarbeiter:

  • Pfarramt:
    • Dekan / PfarrerInnen (3 Stellen) und Diakon
    • 2 Sekretärinnen
  • Kantorat: Dekanatskantor
  • Stadtkirchnerei / Friedhofsverwaltung: Friedhofsverwalter / Mesner und 2 Angestellte
  • Kindertagesstätten:
    • 3 Kindergärten (8 Gruppen): 20 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen plus Berufs- und Vorpraktikantinnen
    • 2 Kinderkrippen (2 Gruppen): 4 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen plus 1 Praktikantin
  • Diakoniestation:20 Schwestern/Krankenpfleger
  • Tafel: 50 Ehrenamtliche